TecDay mit 450 Teilnehmern zum Zukunftsthema „Quanten. Speed. Security“

Das Thema Quantentechnologie und Quantencomputing wurde beim StudiumPlus-TecDay in Vorträgen und Talks aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet.

Verändert Quantencomputing die Welt?

Gerade erst hat die rasante Entwicklung im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) Gesellschaft und Wirtschaft nachhaltig verändert, schon wird die nächste Zukunftstechnologie diskutiert: Quantencomputing könnte ebenfalls viele Bereiche des Lebens grundlegend verändern und beschleunigen. Genutzt wird Quantenmechanik, um Probleme weit schneller zu lösen, als das herkömmliche Computer können. Mit einem TecDay unter dem Titel „Quanten. Speed. Security.“ hat StudiumPlus dieses Zukunftsthema und seine voraussichtlichen Auswirkungen in der Wetzlarer Stadthalle für Studierende und Unternehmen von vielen Seiten beleuchtet.

„Seit 2017 veranstaltet StudiumPlus einmal jährlich einen solchen Tag, bei dem die aktuellsten Entwicklungen auf dem Gebiet der Technik vorgestellt werden, die für Unternehmen relevant sind“, erläuterte eingangs der Hauptgeschäftsführer des CompetenceCenter Duale Hochschulstudien (CCD) Christian Schreier. Über 400 Studierende des sechsten Semesters aller StudiumPlus-Bachelorstudiengänge – von Betriebswirtschaft über Ingenieur-, Wirtschaftsingenieur- und Bauingenieurwesen bis Softwaretechnologie – sowie Vertreter der mehr als 1.000 im CCD organisierten Partnerunternehmen waren gekommen, um Vorträge über Funktion, Anwendungsmöglichkeiten und Sicherheitsaspekte der Quantencomputer zu erleben. 2025 wurde von den Vereinten Nationen zum „Internationalen Jahr der Quantenwissenschaft und -technologie“ ausgerufen.

Potenzial für die Wirtschaft

„Quantencomputer sind vollkommen anders als die Computer, die wir kennen“, erklärte Prof. Dr. Michael Guckert, Direktor und Studiengangsleiter Softwaretechnologie bei StudiumPlus. „Probleme, die sehr schwer zu lösen sind, werden sie lösen können, und zwar sehr viel schneller.“ Darin liege großes Potenzial, auch für die Wirtschaft. Damit diese davon profitieren könne, brauche es in den Betrieben Menschen, die sich für neue Technologie begeistern und im Auge behalten, welche Verbesserungen man mit ihnen erreichen könnte, sagte der CCD-Vorstandsvorsitzende Uwe Hainbach, „das ist ein kontinuierlicher Prozess.“

Große Verbesserungen für die Zukunft sieht auch Dr. Walter Fischedick, Abteilungsleiter im Hessischen Ministerium für Digitalisierung und Innovation. So könnten Quantencomputer möglicherweise Rechnungen in fünf Minuten erledigen, für die herkömmliche Computer zehn Quadrillionen Jahre benötigten. Es sei daher wichtig, diese Schlüsseltechnologie anwendungsorientiert nach vorne zu bringen, so Fischedick.

Erster Quantencomputer in Hessen

Ein wichtiger Schritt ist dabei sicherlich „Baby Diamond“, der erste Quantencomputer in Hessen. Er wird in der Goethe-Universität Frankfurt betreut von der Projektgruppe Modulares Supercomputing und Quantencomputing. Dr. Manpreed Singh Jattana, Mitglied dieser Projektgruppe, stellte „Baby Diamond“ beim TecDay vor. Der Superrechner verfügt über fünf sogenannte Qubits und steht auf dem historischen Gelände des Campus Bockenheim, wo vor mehr als 100 Jahren die heutige Grundlage des Quantencomputings geschaffen wurde. Auch wenn „Baby Diamond“ noch „Kinderkrankheiten“ hat und sich durchaus verrechnet, ist Jattana überzeugt, dass die Quantencomputer der Zukunft wohl hybrid in Konfiguration mit digitalen Computern funktionieren werden. Ziel der Forschungen sei auch eine realistische Einschätzung, was Quantencomputing in der Zukunft wirklich bewirken kann.

Eine anwendungsorientierte Forschung zu neuen Technologien steht auch für Prof. Dr. Jochen Frey, Vizepräsident der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) im Zentrum. „Die Hochschulen spielen eine wichtige Rolle als Partner der Unternehmen bei steilen Entwicklungskurven“, sagte er. Und empfahl allen aktuellen und zukünftigen Unternehmensvertretern, sich unter https://fis.thm.de/portal/#/ zu informieren ­– auf diesem Forschungsportal werden alle Informationen zu Forschungsleistungen der THM veröffentlicht.

„Quanten. Speed. Security“ – zu diesem Zukunftsthema hat StudiumPlus den ersten TecDay veranstaltet mit spannenden Beiträgen von Prof. Dr. Jochen Frey, Prof. Dr. Michael Guckert, Prof. Dr. Christian Schulze, Dr. Josef Wiesing, Christian Schreier, Sarah Lewandowski, Prof. Dr. Peter Klar, Prof. Dr. Jens Minnert, Dr. Walter Fischedick und Uwe Hainbach v. l.).

sCIENCE-fICTION WIRD rEALITÄT

Sarah Lewandowski, Expertin für Digitalisierung und Generative KI, stellte in ihrer Keynote heraus, dass die enorme Beschleunigung der technologischen Entwicklung eine rasante Veränderung von Arbeitswelt und Gesellschaft mit sich bringe – was gestern noch Science-Fiction schien, sei heute Realität. Unternehmen riet sie dringend, nicht dem „Future Shock“ zu erliegen, sondern sich neuen Wegen zu öffnen, denn der umsatzsteigernde Effekt von Technologien wie KI werde immer bedeutender. Notwendig sei eine Kultur der Innovation, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

„Schnelligkeit als Chance“ lautete dazu passend der Titel des Beitrags von Hendrik Adam, CEO der DIA Digital Consulting GmbH. Zwar könne nicht immer der neuste Hype alle Probleme im Unternehmen lösen, doch Geschwindigkeit und entschlossenes Handeln seien unabdingbar, um mit den neuen Technologien Schritt zu halten. Traditionelle Organisationen scheiterten an langen Entscheidungswegen, übermäßiger Planung und mangelndem Austausch mit Kunden, erfolgreich bleibe man durch Agilität als Unternehmenskultur, Kundenzentrierung und schnelles Experimentieren.

Reise durch 100 Jahre Quantentheorie

Auch wenn man noch weit davon entfernt sei, praxisrelevante Probleme mit Quantencomputern zu lösen, so müsse man sich jetzt schon vorbereiten, um sofort reagieren zu können, wenn sich dies ändere – das erläuterte Prof. Dr. Marcus Martin, Professor für Finanzmathematik an der THM. Er gab einen Einblick in die Quantenwelt und demonstrierte, auf welche Weise Quantencomputer extrem schnell zu Ergebnissen kommen. Auf eine Reise durch 100 Jahre Quantentheorie nahm Prof. Dr. Peter Klar, Professor für Experimentalphysik an der Justus-Liebig-Universität, die Zuhörer mit. Dabei machte er deutlich, wie sehr diese die Grenzen der herkömmlichen Physik sprengt.

Dass die Technologie auch Risiken birgt, wurde in mehreren Vorträgen deutlich. Prof. Dr. Christian Schulze, Professor für Praktische Informatik und Mathematik (THM) stellte dar, wie mittels Quantencomputing die Sicherheitsschlüssel von Internetverbindungen geknackt werden könnten – das sei zwar wahrscheinlich erst in etwa zehn Jahren möglich, doch es würden jetzt schon Verschlüsselungsverfahren entwickelt, die gegen solche Angriffe immun sind. Doch: Sensible Daten könnten möglicherweise schon heute abgefischt werden, um sie zu einem späteren Zeitpunkt entschlüsseln zu können.

Mehr als 400 StudiumPlus-Studierende und zahlreiche Unternehmensvertreter verfolgten in der Wetzlarer Stadthalle den TecDay zum Thema „Quanten. Speed. Security.

Quantencomputing könnte Probleme mit Hackern vergrößern

Davor warnte auch Christoper Ruppricht, Chief Information Security Officer der Schufa Holding AG. Heute schon hätten viele Unternehmen Probleme mit Hackern, die sich durch Quantencomputing dramatisch vergrößern könnten. Moderne Kryptographie sei daher ein essentieller Baustein für alle Unternehmen, die entsprechenden Verfahren unterlägen einem stetigen Wandel, den man nicht verschlafen dürfe. Dass es Mathematik gibt, die nicht von Quantencomputern gelöst werden kann, war daher eine beruhigende Aussage. Sven-Christian Kruse, StudiumPlus-Alumni und heute Security Engineer bei der NVISO GmbH, zeigte entsprechende Lösungswege auf, die deutlich machten, dass man der neuen Technologie nicht wehrlos ausgesetzt ist. Aber auch er betonte: Unternehmen sollten die Entwicklung verfolgen und sich in die Lage versetzen, schnell zu regieren.

Positive Beispiele für den Einsatz neuer Technologien stellte Dr. Josef Wiesing vor. Der Geschäftsführer der KEBA GmbH machte deutlich: Trotz der Abhängigkeit von Großproduzenten in den USA und Asien komme Europa und Deutschland bei der Hightech-Chip-Herstellung eine zentrale Rolle zu. Die hochkomplexe Chip-Produktion sei ein langwieriger, arbeitsteiliger Prozess. Ohne die EUV-Lasersysteme, die die Firma Trumpf in Ditzingen herstellt, könne kein einziger der leistungsfähigsten Chips hergestellt werden. Trumpf und die ebenfalls deutsche Zeiss-Gruppe sind Zulieferer für die niederländische Firma ASML, die die hochpräzisen Fertigungsanlagen an Firmen wie TSMC, Intel oder Samsung liefert.

Kreativität und Empathie unersetzbar

Ganz nah an den Studierenden war das zweite Beispiel für die Anwendung modernster Technik: Dozentin Dr. Nina Golowko und Prof. Dr. Carsten Lucke, Direktor bei StudiumPlus, stellten den KI-gesteuerten Mathe-Coach vor, mit dessen Hilfe BWL-Studierende sich auf ihre Mathe-Klausur vorbereiten können. Dabei werden nicht nur individuell Inhalte vermittelt und abgeprüft. Eine kurze Umfrage unter den anwesenden Studierenden ergab klar, dass diese sich solche adaptiven Lernplattformen auch für andere Studieninhalte wünschen würden.

Dass man mit Quantencomputing das „Machine Learning“ beschleunigen und Quantencomputer und KI kombinieren könnte, ist laut Prof. Dr. Guckert eine in manchen Bereichen vielversprechende Option. Große Datenmengen ließen sich damit dramatisch schneller verarbeiten.

Bei all diesen bahnbrechenden Entwicklungen und Veränderungen hatte der Leitende StudiumPlus-Direktor Prof. Dr. Jens Minnert, einen wichtigen Aspekt schon zu Beginn des TecDay genannt: Trotz aller technischen Revolutionen werde der Mensch nicht überflüssig. Seine Kreativität und seine Empathie könne von Maschinen nicht simuliert werden.