„Seien Sie authentisch!“

Eine Gruppe von vier Männern und einer Frau steht nebeneinander.
Norbert Müller (Mitte) diskutierte beim Unternehmergespräch online mit mehr als 130 Studierenden über ethische Werte (v. l.): Prof. Dr. Jens Minnert, Kristina Barchfeld, Steffen Gross und Christian Schreier

„Ethisches Handeln ist das Fundament einer erfolgreich funktionierenden Wirtschaft, eines Unternehmens und einer Einzelperson“, das sagte Norbert Müller beim Unternehmergespräch im Rahmen des für alle Studierenden verpflichtenden Moduls Betriebsethik von StudiumPlus, das erstmals online stattfand. Norbert Müller ist StudiumPlus lange und eng verbunden: Er war von 2012 bis 2020 Vorstandsvorsitzender des CompetenceCenters Duale Hochschulstudien (CCD), in dem die etwa 1.000 Partnerunternehmen organisiert sind. Und er hat als Vorsitzender der Geschäftsführung des Unternehmens Rittal tiefe Einblicke gewonnen, welche Rolle ethisches Handeln in einem Unternehmen spielt.

Diese Rolle bringt er auf einige entscheidende Begriffe: Verlässlichkeit, Wahrheit und Klarheit. Soziale Verantwortung müsse nach außen und innen gleichermaßen gelebt werden, betonte Müller, sei es beim Thema Chancengleichheit im Unternehmen oder beim Verhalten gegenüber Vorlieferanten. Ein wichtiger Begriff ist laut Müller auch Nachhaltigkeit: „Man muss sich im Unternehmen immer fragen, ob Maßnahmen und Aktionen zukunftsgerichtet sind, bei der Energieeffizienz ebenso wie beim Risikomanagement.“

Eine nach ethischen Prinzipien ausgerichtete Unternehmenskultur sei offen, transparent und vertrauensvoll. Zugleich müssten alle Mitarbeiter die Ziele kennen und sich als Person gesehen und anerkannt fühlen. „Oft stimmt das, was nach außen gezeigt wird, nicht mit dem überein, was im Unternehmen gelebt wird“, sagte Müller, der heute geschäftsführender Inhaber des Consulting Unternehmens Advacon in Aßlar und Mitglied in verschiedenen Beiräten und Aufsichtsräten ist. „Für die Unternehmenskultur ist ausschließlich die Führung verantwortlich!“, betonte er. Als Führungskraft müsse man Werte vorleben. Man dürfe sich nicht in seinem Büro verstecken, sondern solle auf die Mitarbeiter zugehen, damit diese sich nicht als Befehlsempfänger fühlen, sondern als jemand, der gebraucht wird.

Nach seinem Impulsvortrag stand Norbert Müller für eine Diskussion zur Verfügung. Die über 130 Teilnehmer machten rege von der Möglichkeit Gebrauch, dem erfahrenen Unternehmer Fragen zu stellen. Müller beantwortete sie offen und sehr persönlich und nannte seinen christlichen Glauben als Quelle seiner persönlichen ethischen Werte – andere Menschen hätten möglicherweise andere Grundlagen ihrer Werteorientierung, man müsse aber authentisch dabeibleiben. Und wenn das eigene Unternehmen konträr zu diesen Werten stehe, dann müsse man das Unternehmen unter Umständen auch verlassen. „Wenn Sie feststellen, dass in Ihrem Unternehmen etwas schief läuft, dann gehen Sie zu demjenigen, der die Verantwortung trägt“, riet er. Und wenn ein Kollege Fehler mache, dann solle man wiederum diesen direkt ansprechen, statt zum Vorgesetzten zu gehen.

Darauf angesprochen, wie man als Führungskraft mit dem Thema Verantwortung umgeht, antwortete Müller: „In der letzten Entscheidung ist man oft einsam, aber vorher sollte man viele Gespräche führen und offen sein für die Meinung anderer.“ Zum Schluss machte er den Studierenden Mut, dass es für sie großartige Chancen in den Unternehmen gebe. Müller riet ihnen abschließend: „Seien Sie ehrlich, seien Sie authentisch und interessieren Sie sich für andere Menschen!“