Keine Angst vor der Künstlichen Intelligenz

Eine große Menschenmenge in einem Konferenzsaal.
Etwa 400 Studierende und 50 Vertreter von Partnerunternehmen erfuhren beim Smart Teaching Workshop von StudiumPlus Spannendes über die vielschichtigen Auswirkungen von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz.

Neue Technologie steht im Zentrum des Smart Teaching Workshops

Was künstliche Intelligenz (KI) leisten kann und was nicht, welche Chancen und Risiken sie birgt und welche Fähigkeiten wir brauchen, um in der durch Digitalisierung und KI veränderten Welt zurechtzukommen, das stand im Fokus des Smart Teaching Workshops, zu dem StudiumPlus in die Stadthalle in Wetzlar eingeladen hatte. Zum dritten Mal fand diese Veranstaltung statt, die für alle Studierenden des sechsten Semesters verbindlich ist, zu der aber auch interessierte Vertreter der Partnerunternehmen eingeladen sind. Einen ganzen Tag lang präsentierten ausgewiesene Experten Vorträge zu unterschiedlichen Aspekten des Themas – vom Neurowissenschaftler bis zum Musiker. Etwa 400 Studierende und 50 Vertreter der Wirtschaft konnten eine Vielzahl von Vorträgen und Diskussionen verfolgen.

 

Dass bei StudiumPlus das Thema Digitalisierung schon früh in alle Studiengänge eingeflossen ist, betonte der Leitende Direktor des Wissenschaftlichen Zentrums Duales Hochschulstudium (ZDH), Prof. Dr. Jens Minnert ebenso wie der Hauptgeschäftsführer des CompetenceCenters Duale Hochschulstudien (CCD), Christian Schreier. Die Fähigkeit, im Team an Projekten zu arbeiten, sei heute ebenso wichtig wie der Umgang mit Digitalisierung, um die komplexen Fragestellungen in den Unternehmen zu lösen, betonte Uwe Hainbach, Vorstandsvorsitzender des CCD, in dem die etwa 1.000 Partnerunternehmen organisiert sind. Daher habe StudiumPlus mit dem Master Future Skills und Innovation einen maßgeschneiderten Studiengang entwickelt, der die dafür notwendigen Fähigkeiten vermittelt, so Hainbach. Schreier und Studiengangsleiter Prof. Dr. Michael Guckert stellten das Konzept des Masters vor, bei dem Studierende in interdisziplinären Teams Kooperationsprojekte bearbeiten und Problemstellungen gemeinsam lösen. Dabei erwerben sie die notwendigen Kompetenzen im Umgang mit den aktuellen Technologien in einer komplexen und sich ständig ändernden Welt erlernen.

Bei der Bewältigung dieser Probleme kann KI eine große Hilfe sein, das wurde in vielen Beiträgen deutlich. Und daher spiele das Thema Digitalisierung und KI sowohl für die Technische Hochschule Mittelhessen (THM) als auch das Land Hessen eine große Rolle, wie THM-Präsident Prof. Dr. Matthias Willems und Staatssekretär Patrick Burghardt ausführten. Willems betonte dabei, dass die THM außerordentlich viele KI-Projekte gemeinsam mit Unternehmen verfolge und dabei Ergebnisse der Forschung in die Unternehmen transfriere. Burghardt erläuterte die Digitalstrategie des Landes, die Initiativen und Förderprogramme beinhalte, mit denen digitale Projekte und Forschungen vorangebracht werden. Dabei solle auch die Diskussion ethischer Fragen nicht zu kurz kommen.

 

Ängste, die KI können den Menschen ersetzen, begegnete der Neurowissenschaftler und Bestsellerautor Dr. Henning Beck. Er machte deutlich, dass nicht Daten die Welt verändern, sondern Ideen – und die könne nach wie vor nur der Mensch liefern. Nur das menschliche Gehirn denke in Konzepten und könne kreativ sein, „KI-Systeme verstehen nicht, was sie tun“, sagte er und erst aus dem Verstehen resultiere die Fähigkeit, etwas Neues zu entwickeln. Zu einem ganz ähnlichen Schluss kam auch Bruno Kramm, Musikproduzent und Leiter der AG Kultur im KI-Bundesverband. Er erläuterte, mit welchen Werkzeugen sich mittels KI Musik erzeugen lässt – samt künstlicher Stimme und einem vom Chatbot ChatGPT kreierten Text. Nebenbei ließ er die KI live einen neuen Song erstellen. Zugleich betonte er aber: „KI kann statistisch Neues entwickeln, aber nie etwas originär Neues.“ Menschliche Kreativität könne nicht ersetzt werden, war auch seine Überzeugung: „Wir müssen keine Angst haben vor KI, wir müssen nur Angst haben, dass wir selbst denken wie KI.“

Ein Mann hält eine Präsentation auf einer Bühne.
Ein Highlight war der Vortrag von Bestsellerautor Dr. Henning Beck. Er erläuterte, wie Daten die Welt verändern.

kRITISCHES dENKEN GEFRAGT

Dass menschliche Kreativität etwas Einzigartiges ist, das belegte auch der Vortrag von Cornelius Müller-Schellhorn, Chefdesigner des Büromöbelherstellers König + Neurath. Er legte dar, woher er seine Inspiration nimmt. „Das Gehirn verknüpft Wissen und Impulse“, sagte er – und Innovation entstehe aus Information, Inspiration und schließlich auch Interaktion. Da war er sich einig mit Daniela Heinrich-Stiller, Lehrerin an der Lahntalschule in Biedenkopf und Preisträgerin eines bundesweiten Wettbewerbs für innovativen Unterricht. Für sie sind Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken die vier Werkzeuge des agilen Arbeitens – genau die Fähigkeiten, die laut Christian Schreier auch in den Unternehmen gebraucht und im Studiengang Future Skillls und Innovation vermittelt werden.

Auch im Umgang mit ChatGPT, dem Chatbot, der aktuell überall diskutiert wird, ist kritisches Denken gefragt, das stellte Prof. Dr. Michael Guckert dar: Er demonstrierte, bei welcher Art von Texten dieses Programm sehr hilfreich sein kann, zeigte aber auch, wo seine Grenzen liegen: „Das Programm weiß nicht, was Wahrheit ist, es hat keine Ahnung von dem Inhalt, den es ausgibt.“ Es übernehme zudem auch Stereotype und Vorurteile und gebe Fakten nicht immer zuverlässig wieder. Das heiße aber nicht, dass man es nicht nutzen solle, dies allerdings nur, wenn man die Ergebnisse auch hinterfrage. Auch hier seien Kritikfähigkeit und eigenes Denken elementar wichtig.

„Ohne Kompetenz des Menschen hilft die KI nicht“

In mehreren Gesprächsrunden mit Vertretern von Unternehmen und Wissenschaft wurde deutlich, dass die Aufgaben von KI vielfältig ist – ob in der Unterstützung von Ärzten oder bei Konstruktion und Automatisierung. Doch auch hier betonte Uwe Scharf, Geschäftsführer bei Rittal: „Ohne Kompetenz des Menschen hilft die KI nicht.“ Die Experten waren sich einig, dass man den Verlust von Arbeitsplätzen durch KI nicht fürchten, die Menschen beim Weg zu den neu entstehenden Arbeitsplätzen aber mitnehmen müsse. Und es sei wichtig, den Umgang mit den neuen Technologien zu erlernen und ihnen mit kritischem Denken zu begegnen – dann seien sie ein großer Gewinn.