Campus-Gespräch mit Hessischer Digitalministerin

Eine Gruppe von Menschen sitzt auf Stühlen in einem Raum.
Beim Campus-Gespräch in Biedenkopf diskutierte die Hessische Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus mit (v. l. n. r.) Holger Leinweber, Dietmar Persch und Klaus Bernhard unter dem Stichwort „Progressive Provinz“. Campusleiter Prof. Dr. Manthei moderierte.

„Digitalisierung soll den Menschen nutzen, nicht umgekehrt!“

Ein besonderes Campus-Gespräch fand bei StudiumPlus Biedenkopf statt, bei dem die Hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung, Prof. Dr. Kristina Sinemus, als Referentin auftrat. Ihr Impulsvortrag mit dem Titel „Progressive Provinz – Digitale Strategien für den ländlichen Raum“ behandelte unter anderem StudiumPlus, die Chancen des Ausbaus digitaler Infrastruktur, insbesondere für den Landkreis Marburg-Biedenkopf, die Förderung smarter Kommunen und Regionen im Programm „Starke Heimat Hessen“ sowie E-Health im ländlichen Raum. In der anschließenden Diskussionsrunde kamen verschiedene Experten zu Wort. 55 Zuschauer verfolgten den hybriden Vortrag am Campus, 75 waren digital zugeschaltet.

Campusleiter Prof. Dr. Gerd Manthei betonte die Bedeutung der Gesprächsreihe, die seit 2018 in Zusammenarbeit von Landkreis, IHK Lahn-Dill, StudiumPlus und den Beruflichen Schulen organisiert wird. Prof. Dr. Jens Minnert, Leitender Direktor des Wissenschaftlichen Zentrums Duales Hochschulstudium (ZDH), unterstrich die langjährige Beschäftigung von StudiumPlus mit dem Thema Digitalisierung und die diesbezügliche Unterstützung der Hessischen Ministerien z.B. im Rahmen des Förderprogramms proDual. In der ersten Förderlinie seien alle Außenstellen des dualen Studienprogramms der Technischen Hochschule mit modernster Digitaltechnik für die Übertragung von Lehrveranstaltungen ausgestattet worden. Dies habe sich in der Corona-Pandemie als Glücksfall erwiesen.

„LändlichE Räume zu Zukunftsräumen entwickeln“

Uwe Hainbach, Vorstandsvorsitzender des CompetenceCenters Duale Hochschulstudien – StudiumPlus e.V., dem Verein der über 1.000 Partnerunternehmen machte deutlich: „Durch die hohe Praxisorientierung von StudiumPlus, wissen wir ganz genau, was die Unternehmen umtreibt. Das Thema Digitalisierung steht da ganz oben“, so Hainbach. Auch Landrat Jens Womelsdorf hob die Bedeutung des Austauschs im Rahmen des Digitaldialogs hervor. Er betonte, dass die Digitalisierung zwar eine Herausforderung für Unternehmen darstelle, aber auch große Chancen für den ländlichen Raum biete.

Digitalministerin Sinemus, die selbst im ländlichen Nordhessen aufgewachsen ist, sprach über die besondere Bedeutung digitaler Strategien für den ländlichen Raum. In Mittelhessen habe sie eine Vielzahl beeindruckender Unternehmen kennengelernt, die dazu beitrügen, das Know-how in der Region zu halten. Gerade StudiumPlus, dessen Absolventen zu 95 Prozent nach dem Abschluss im Partnerunternehmen bleiben, leiste hier einen wichtigen Beitrag. Die Digitalministerin betonte die Notwendigkeit, die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen und machte deutlich: „Dank der Digitalisierung können wir ländliche Räume zu Zukunftsräumen entwickeln, denn Digitalisierung kann hier viele Potenziale für mehr Lebensqualität, Nachhaltigkeit und Wertschöpfung in allen Lebensbereichen eröffnen.“

Eine Gruppe von Menschen sitzt in einem Raum auf Stühlen.

„Bei Digitalisierung geht es um Teilhabe“

In ihrem Impulsvortrag verwies Sinemus gleich zu Beginn auf den kürzlich veröffentlichten Fortschrittsbericht zur Strategie „Digitales Hessen – Wo Zukunft zuhause ist“. Anhand von Beispielen zu digitaler Infrastruktur, smarten Kommunen, E-Health, der Digitalisierung des Mittelstandes auch dank des vom Land geförderten Kompetenzzentrums für Digitalisierung im ländlichen Raum und dem mit Unterstützung des Landes gewonnen European Digital Innovation Hub EDITH, Künstlicher Intelligenz und Di@-Lotsen zeigte sie Hessens rasante Entwicklung in der Digitalisierung seit Gründung des Digitalbereichs in der Staatskanzlei auf. So leisteten die Di@-Lotsen einen wertvollen Beitrag dazu, Senioren mit Tablet, Smartphone und Co vertraut zu machen und besuchen z.B. Senioreneinrichtungen. Hier habe ihr eine 96-jährige Dame einmal ganz stolz gezeigt, wie sie per Tablet mit ihrem Enkel im Auslandssemester sprechen kann, erzählte die Ministerin. „Bei Digitalisierung geht es um Teilhabe, denn sie soll den Menschen nutzen und nicht umgekehrt!“

In der anschließenden Talkrunde tauschen sich Klaus Bernhard, Geschäftsführer der Breitband GmbH, Dietmar Persch, Hauptgeschäftsführer der IHK Lahn-Dill, und Holger Leinweber, Schulleiter der Beruflichen Schulen Biedenkopf, mit der Digitalministerin aus. Bernhard, der für den Glasfaserausbau in der Region verantwortlich ist, berichtete über die langjährigen Bemühungen in diesem Bereich. Bereits 2013 habe man mit einem Budget von 8,4 Millionen Euro begonnen, den bedarfsgerechten Ausbau voranzutreiben. Ein Meilenstein sei die Anbindung aller Schulen an das Glasfasernetz im Jahr 2020 gewesen. Das langfristige Ziel bestehe darin, Glasfaser in alle Gebäude der Region zu bringen.

Eine Frau steht am Rednerpult und hält eine Präsentation.

„Digitale Infrastruktur für Unternehmen und für Privathaushalte“

Aus Sicht der Wirtschaft betonte Dietmar Persch die Wichtigkeit einer digitalen Infrastruktur sowohl für Unternehmen als auch für Privathaushalte, da die Verfügbarkeit von Breitband-Internet eine entscheidende Rolle spiele, um Fachkräfte in den ländlichen Raum zu ziehen. Schulleiter Leinewerber erläuterte, die Schule sei bereits mit Smart Boards und VR-Brillen ausgestattet. Er appellierte aber an die Ministerin, es fehle an digitalen didaktischen Tools und es müsse dringend entsprechender Content speziell für den Berufsschulbereich entwickelt werden.

Abschließend verwies Sinemus auf eines ihrer Herzensprojekte, die Förderung von Start-ups: In dem vom Land geförderten Coworking Space in Korbach arbeiten junge Menschen, die in großen Städten studiert haben, aber für die Gründung ihres Start-ups nach Nordhessen zurückgekommen sind. „Wenn diese Menschen mir erzählen, wie sehr sie sich freuen, wieder in ihrer Heimat zu sein, weiß ich: Progressive Provinz ist auch Heimatgefühlt“, schloss die Ministerin.