Utrecht / Niederlande (2021)

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Eine bunte Straße in der Stadt, die wie ein Regenbogen bemalt ist.

Jannis Türk, Betriebswirtschaft-Mittelstandsmanagement, 5. Semester, Hogeschool Utrecht

Vorbereitung

Da ich mein Erasmus Semester in der Nähe von Deutschland verbringen wollte, recherchierte ich ein wenig im Internet und kam zu dem Schluss, dass die Niederlande ganz interessant sein könnten. Nach einem Austausch mit einem Lieferanten meines Partnerunternehmens, empfahl mir dieser die Hogeschool in Utrecht, da er auch dort studiert hatte. Leider bestand zum damaligen Zeitpunkt noch kein Partnerprogramm, sodass ich Frau Fritzsch von meinem Vorhaben nach Utrecht zu gehen erzählte. Ihr gefiel der Standort ebenfalls, weshalb Sie alles in die Wege leitete für einen Partnervertrag, damit einem ERASMUS-Austausch nichts mehr im Weg stand. Die weitere Vorbereitung auf das Auslandssemester bestand aus der Wahl eines Schwerpunkt-Kurses an der Gasthochschule, sowie dem Interkulturellen Training und verschiedenen Veranstaltungen seitens der THM.

Unterkunft

Der Wohnungsmarkt in den Niederlanden und gerade in Utrecht ist sehr umkämpft und es ist sehr schwer dort eine Wohnung zu finden, diese Info bekommt man auch mehrere Male mitgeteilt. Ich dachte, dass damit ein bisschen übertrieben wurde, damit sich die Studierenden frühzeitig um eine Wohnung kümmern, dem war aber nicht so, denn ich hätte fast keine Wohnung bekommen. Am Tag als die Studentenwohnheime vergeben wurden, versuchte ich mir direkt die Unterkunft zu buchen, die ich mir ausgesucht hatte, war allerdings zu spät. Zum Glück konnte ich die letzte freie Unterkunft buchen, die noch verfügbar war, denn nach nicht mal 5 Minuten waren alle Zimmer ausgebucht. Viele Erasmus Studenten haben kein Zimmer bekommen, aber auch regulär Studierende haben Probleme bei der Wohnungssuche.
Die Unterkunft an sich hat 475€ monatlich gekostet, wurde also nicht vollständig von den Erasmus Geldern gedeckt, dafür habe ich ein 15qm Zimmer in einer 10er WG außerhalb von Utrecht erhalten. Die Uni war mit dem Fahrrad in 15 min zu erreichen. Für sich war der Standort sehr schön, zu Problemen kam es allerdings, wenn man abends mal weggehen wollte und es zu kalt für das Fahrrad wurde. In diesen Fällen sind die Unterkünfte am Campus besser, diese sind allerdings sehr schwer zu reservieren. Wenn man auf ein „Partysemester“ aus ist, sollte man auf jeden Fall versuchen in die Pythagoraslaan zu kommen, oder sich zumindest dort Freunde suchen, denn dort sind traditionell die meisten Studentenpartys.

Eine Menschenmenge in einem Nachtclub mit lila Lichtern.
Die Stadt bei Nacht ist lebendig und voller Aktivitäten.

Studium

Als Schwerpunkt an der HU habe ich International Finance gewählt, der Kurs bestand aus 4 Modulen, die in 2 Terms verteilt wurden:

Term A:

International Finance (5 Credits) à sehr interessantes Fach die Note wurde über eine Gruppen Hausarbeit, ein Gruppen M&A Projekt und einen individuellen Vortrag ermittelt.

Consulting Skills (10 Credits) à fand ich persönlich weniger interessant, als Vorbereitung für Term B gedacht. Note wurde über ein individuelles Portfolio ermittelt.

Term B:

Sustainable Finance (5 Credits) à Interessante Learnings, allerdings mehr zum Thema Sustainability als zum Thema Finance,
Note über Gruppenhausarbeit und 2 mündliche Vorträge.

Consulting Project (10 Credits) à Gruppen Projekt anhand eines realen Unternehmens, sehr spannend, auch wenn unsere Aufgabe: Einen Plan für den Markteintritt in den amerikanischen Markt zu entwickeln, die meiste Zeit eher weniger mit Finance zu tun hatte.

Alles in allem war der Kurs interessant, auch wenn der Fokus auf Finance nur wirklich in dem gleichnamigen Modul gegeben war und in den anderen Modulen auch Aspekte wie Nachhaltigkeit oder Marketing gefragt waren.

Die Klassen verhalten sich ähnlich zu denen an der THM, kleine Gruppen und relativ guten Kontakt zu den Dozenten. Der Unterricht findet ausschließlich digital statt, einen Stift braucht man nur in den seltensten Fällen. Anders sind allerdings die Vorlesungszeiten, diese sind viel kürzer als im Vergleich zur THM. Bei mir waren es das Semester über durchschnittlich 3 Tage/Woche mit 1,5 bis 3 Zeitstunden Vorlesung/Tag. Es wird viel auf Eigeninitiative der Studierenden gesetzt.

In meinem Kurs wurden keine Klausuren geschrieben, stattdessen wurden Hausarbeiten eingereicht (Einzeln & Gruppe).

Da diese eher das Arbeitsleben widerspiegeln würden

(Sehr wichtig sich gute Gruppen zu suchen!). Außerdem mussten zu den verschiedenen Projekten mehrere Vorträge gehalten werden.

Im Fach International Finance wurden wir zudem in einer „Zeitdruck Aufgabe“ getestet. Wir hatten 24 Stunden Zeit, um alle Kennzahlen und Informationen für die Akquisition eines Unternehmens herauszusuchen.

Ausgeschlossen der Zeitdruck Aufgabe war der Stress, den man in Term A hatte, überschaubar, wenn man rechtzeitig und kontinuierlich an den Projekten arbeitet. Der Term B war etwas stressiger, da sich zu Beginn die Unterrichtsinhalte etwas verschoben haben, sodass man direkt Inhalte aufholen musste, außerdem sorgen die Feiertage für eine große Zeit in der nicht an den Projekten gearbeitet wird.

Alltag und Freizeit

Auch wenn Corona den Dezember und Januar mehr oder weniger gestohlen hat, war die Zeit in Utrecht sehr schön!

Die Stadt gehört zu den schönsten die ich kenne und bietet alles was man braucht, bleibt dabei aber sehr überschaubar und nicht überfüllt. Von Studentenpartys, Boot fahren an der Gracht, shoppen im Einkaufscenter oder Fahrrad Tour ist alles möglich. Sollte Utrecht dann doch mal nicht genügen ist man mit dem Zug in ungefähr einer halben Stunde in Den Haag am Strand oder Amsterdam in der City. Gerade in Amsterdam findet man alles was man als Student braucht.

Meine persönlichen Highlights waren das Amsterdam Dance Event im Oktober, wo in so gut wie jedem Club der Stadt (und davon gibt es einige!) Partys mit elektronischer Musik stattfinden und das Wonderland Festival gegen Ende des Jahres. Bei beiden Events strömen Menschen aus aller Welt nach Amsterdam, um dort eine gute Zeit zu verbringen. Bei beiden Events hatte ich besuch von meinen Freunden aus der Heimat, was beide Abende unvergessen machen wird.

Abseits der Partys würde ich noch den Besuch im Büro von Jimmy Nelson nennen, im Rahmen des Consulting Projects wurden wir zu einer Vorstellung des Unternehmens nach Amsterdam eingeladen und konnten dort einen Eindruck von dem Fotografen der Bilder von „Indigenous People“ macht erhalten. Das Büro war atemberaubend, überall hingen seine Kunstwerke und Accessoires aus der ganzen Welt, sowas habe ich noch nie zuvor gesehen.

Fazit

Obwohl Corona die Lebensqualität eingeschränkt hat, hatte ich eine sehr schöne Zeit im Auslandssemester. Utrecht ist die perfekte Wahl, sehr schöne Stadt, viele weltoffene Menschen und eine gute Infrastruktur mit Anbindung an viele weitere große Städte. Das merkt man allerdings auch im Geldbeutel, denn das Leben dort ist relativ teuer, nichtsdestotrotz würde ich die Wahl jederzeit wieder treffen!

Eine Kaffeetasse am Strand mit Menschen im Hintergrund.