Tallinn / Estland (2021)

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Eine Frau in rotem Mantel wirft Schneebälle.

Cecilia Rentzsch, Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau, 5. Semester, Tallinn University of Technology, Tallinn

Vorbereitung

Direkt zu Beginn meines Studiums habe ich mich über die Möglichkeiten an meiner Hochschule, ins Ausland zu gehen, informiert. Als dann feststand, dass ich ein Auslandssemester machen möchte, habe ich an allen Informationsveranstaltungen des International Office meiner Hochschule teilgenommen. Dort wurden alle relevanten Informationen weitergegeben und auf Deadlines zum Beispiel zum Bewerbungsprozess aufmerksam gemacht. Des Weiteren habe ich Ausfüllhilfen für Formulare erhalten. Auch von meiner Hochschule aus habe ich an einem internationalen Kulturtraining teilgenommen, in dem wir über andere Kulturen, unser Verhalten und den Umgang mit fremden Menschen gesprochen haben. Ebenfalls habe ich am International Buddy Programm teilgenommen. Dort wurde ich mit einer international Studierenden an meiner Hochschule vernetzt. Auf diese Weise konnte ich international agieren und erste Erfahrungen sammeln. Persönlich habe ich mich auch auf meinen Auslandsaufenthalt vorbereitet. Ich habe mich im Internet über das Land und die Menschen vor Ort informiert. Des Weiteren über die Kultur. Ich habe mich ebenfalls rechtzeitig nach einer passenden Wohnung umgesehen. Und zum Schluss habe ich mich auch noch mental darauf vorbereitet und mich ordentlich von meiner Familie und von meinen Freunden verabschiedet. Von der Gasthochschule habe ich alle wichtigen Informationen und Bewerbungsfristen per Mail erhalten. Es waren keine weiteren Dokumente als diejenigen, die ich bereits bei meiner Heimatuniversität eingereicht hatte, notwendig. Das International Office der Gasthochschule war jederzeit bereit Fragen zu beantworten und hat auch vor Ort noch umfangreich Hilfe geleistet.

Unterkunft

Von meiner Gasthochschule aus gab es zwei Studentenwohnheime – eines in der Nähe der Uni, das andere in der Nähe des Stadtzentrums. Ich habe mich allerdings dazu entschlossen ein eigenes WG-Zimmer zu suchen. Über eine Facebookgruppe habe ich dann ein Kreativhaus im Stadtzentrum gefunden, das auch mehreren WGs mit jeweils drei Personen besteht. Auf diese Weise konnte ich direkt zu Beginn sehr schnell sehr viele neue Leute kennenlernen. Für das Zimmer habe ich 370€ pro Monat bezahlt (Strom, Wasser, Heizung und Internet inklusive). Ich empfehle auf jeden Fall mit mehreren Personen zusammenzuleben, da es gerade so am Anfang leichter ist, Anschluss zu finden. In Bezug auf Estland würde ich es favorisieren nahe der Innenstadt zu leben anstatt nahe der Hochschule. In Estland ist der öffentliche Nahverkehr nämlich kostenlos – so auch jede Fahrt zur Hochschule – und in der Innenstadt ist viel mehr Leben und als Student ist man flexibler in Bezug auf Einkaufsmöglichkeiten, Bars, Restaurants, Museen, ….

Studium

Da ich Wirtschaftsingenieurwesen studiere, habe ich Kurse aus dem Bereich Wirtschaft (Introduction to Entrepreneurship, Management & Leadership) und aus dem Bereich Maschinenbau (Rapid Prototyping, Integrated Product Development) gewählt. Des Weiteren habe ich noch zwei Kurse gewählt, um meine internationalen Kompetenzen weiter auszubauen (Estonian Language & Culture, Basics of Physical Movement). Bei jedem der Kurse bin ich gut mitgekommen, die Englische Unterrichtssprache war ebenfalls kein Problem für mich. Auch bei der Anerkennung der Leistungen hatte ich keinerlei Probleme. In Estland werden allerdings Punkte von 0 (=durchgefallen) bis 5 (bestmögliche Punktzahl) vergeben. Das heißt, dass bereits eine 4 lediglich 87% in Deutschland bedeutet, da die estnische Skala viel enger ist. Alle meine Kurse hatten während des Semesters einen höheren Workload als in Deutschland, da ich in allen Kursen Zwischenprüfungen oder wöchentliche Abgaben hatte. Ebenfalls in jedem Kurs hatte ich mindestens eine Gruppenarbeit, teilweise auch mit estnischen Studierenden. Dafür das die Endklausurenphase wesentlich entspannter als in Deutschland, da die Klausuren teilweise nur mit 20-40% in die Endnote eingegangen sind. Die Kurse waren fast alle aufgeteilt in Vorlesungen und Übungen. Daher war der Praxisanteil der Kurse viel höher als in Deutschland, wodurch das theoretische viel besser vertieft werden kann. Ich hatte viele jüngere Dozenten, die ihre Vorlesungen abwechslungsreich gestaltet haben und durch die vielen Gruppenarbeiten bin ich auch schnell mit anderen Studierenden in Kontakt gekommen.

Menschen sitzen auf Bänken in einem Stadtplatz.
Kreativ Campus Telliskivi
Eine Gruppe Menschen sitzt im Schnee um ein Feuer herum.
Wochenendausflug nach Finnland

Alltag und Freizeit

Mein Leben während des Auslandssemesters war sehr vielfältig. Bis zum Ende ist kaum ein „Alltag“ eingekehrt. Natürlich bin ich unter der Woche immer zu meinen Vorlesungen gegangen und habe regelmäßig, im hochschuleigenen Fitnesscenter, Sport gemacht. Aber danach stand immer etwas anderes auf der Tagesordnung. Es wurde gemeinsam gekocht, Museen besichtigt, ein Spaziergang am Meer gemacht, Galerien besucht, Schlittschuh gelaufen, …. Zu Beginn habe ich auch viel an Erasmus-Veranstaltungen teilgenommen. Dort habe ich sehr schnell neue Leute kennengelernt. Am Wochenende war ich meist mit meinen Freunden unterwegs. Wir haben verschiedene Ausflüge z.B. in Estlands Nationalparks gemacht oder sogar ganze Wochenendtrips. Dabei war ich z.B. in Riga, Helsinki, Stockholm, Innerhalb von fünf Monaten habe ich Personen kennengelernt, die mir am Ende so vertraut waren, als würde ich sie schon mein ganzes Leben kennen. Alle international Studierenden sitzen im gleichen Boot und so war meine anfängliche Angst, keinen Anschluss zu finden, total unberechtigt. Ich habe jeden der Personen sehr schätzen gelernt und dabei auch noch ganz viel über mich selbst erfahren, wer ich bin und was ich in meinem Leben erreichen möchte. Dafür bin ich sehr dankbar!

Durch die vielen Gruppenarbeiten habe ich mit vielen Personen aus den unterschiedlichsten Ländern zusammengearbeitet. Ich fand es sehr faszinierend wie unterschiedlich die jeweiligen Personen innerhalb des Teams gearbeitet haben und auch wie wichtig ihnen die Projektarbeit war. In diesem Zuge habe ich gelernt, mit verschiedenen Charakteren

umzugehen. Des Weiteren war ich zu Beginn meines Aufenthalts sehr überrascht über die zurückhaltende Art der Esten. Mir ist es anfangs schwer gefallen mit ihnen in Kontakt zu kommen, aber nach einiger Zeit sind sie aufgetaut. Und so hat die Verkäuferin im Blumenladen in unserem Haus sogar nach ein paar Monaten auch zurück gelächelt.