Auslandssemester an der University of Wisconsin – Milwaukee / USA (2023)

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1.     Bewerbungsverfahren und Vorbereitung

Die Vorbereitung beginnt bereits mit der Bewerbung auf das Programm Hessen-Wisconsin. Dabei ist man auf sich allein gestellt und der Prozess ist vom International Office der Heimatuniversität abhängig. Ich habe bei Fragen dazu oft mit den Verantwortlichen der THM geschrieben und mir wurde immer schnell und effektiv geholfen. Sobald man die Zusage hat, gibt es immer Ansprechpartner, zu Anfang nur vom Programm und später auch von der Uni, die bei jeglichen Fragen unterstützen und den Vorbereitungsprozess so einfach wie möglich gestalten. Der Prozess für das Visum und jegliche Unterlagen für Heimat- und US-Uni ist langwierig und schwer zu überblicken. Ich kann jedem ans Herz legen, wenn etwas benötigt wird, sich sofort um diese Sache zu kümmern, damit man nichts im Verlauf vergisst. Insbesondere beim Visum muss man sich immer bewusst sein, dass man auf einen Termin im Konsulat angewiesen ist und der manchmal etwas auf sich warten lässt. Hierfür bekommt ihr aber auch von dem Hessen-Wisconsin Programm einiges an Unterlagen und Übersichten, die einen gut durch den Prozess begleiten und man als Checkliste verwenden kann. Da das Semester an einem US-College kostspielig ist, rate ich jedem, sich über ein DAAD-PROMOS Stipendium zu informieren und anderweitig nach Stipendien zu suchen. Teilstipendien sind dank dem Hessen-Wisconsin Programm meist ein ausreichender Ausgleich der Lebenshaltungskosten im Vergleich zu Deutschland. Diese nehmen zudem nicht zu viel Zeit und Aufwand in Anspruch und zahlen sich buchstäblich aus. Durch das J1-Visum hat man zusätzlich eine „grace Period“ von 30 Tage vor und nach Visum beginn, d.h. ihr könnt bis zu 30 Tage früher in die USA einreisen, um bspw. noch zu reisen und müsst am Ende vom Semester nicht sofort nach Deutschland fliegen.

Bei der Kurswahl habe ich einfach Fächer gesucht, die mich interessiert haben und nicht auf meine Vorkenntnisse geachtet haben. Dadurch habe ich Anfang des Semester etwas mehr arbeiten müssen, das hat sich aber definitiv gelohnt. Fast alle meine Kurse waren auf Senior-Level und man benötigte gewisse Prerequisites, dadurch konnte ich keine Kurse direkt wählen. Um diese trotzdem zu belegen, reicht eine kurze E-Mail an Sue aus, indem ihr euer Transcript aus Deutschland mit sendet und sie organisiert den Rest. Für alle im Bereich Wirtschaftswissenschaften kann ich BUS ADM 452 Applied Portfolio Management und 447 Entrepreneurship. In beiden Kursen sind die Dozenten sehr gut und haben viel Erfahrung aus der Praxis. Sie sind allerdings mit einem höheren Zeitaufwand verbunden, weshalb ich diese mit „entspannten“ Kursen kombinieren würde.

2.     Housing und Transportation

Als Wohnoption kann ich wirklich jedem die Kenilworth Square Apartments der Uni empfehlen. In Milwaukee ist es schwierig eine Wohnung mit einem Mietvertrag unter 7 Monaten zu finden und man setzt sich der Gefahr aus, sich auf einen Scam einzulassen. Die Kosten für die Miete sind zwar vergleichsweise hoch, in den meisten Fällen braucht man sich aber keine Gedanken über seine Mitbewohner zu machen und man kann auch sein Apartment wechseln.

Bei den Wohnungen hat man die Wahl zwischen Einzel, 2er und 3er WGs. Ich persönlich habe eine 2er WG gehabt und würde das auch empfehlen, da es schon die ein oder andere “schlechte” Ausnahme in Kenilworth geben kann und damit einfach die Wahrscheinlichkeit geringer ist. Außerdem hat man in etwa genauso viel Platz wie zu dritt und damit etwas entspannter. Falls ihr euch ein Bild von den Optionen machen wollt, kann ich die UWM Housing Website empfehlen, da kann man sich die Zimmer als digitale Roomtour anschauen und ein gutes Gefühl dafür bekommen.

Von der Lage ist das Wohngebäude ebenfalls ideal. Man braucht ca. 10 Minuten zum Bradford Beach, gerade am Anfang des Wintersemesters ein schöner Ort um auszuspannen, zum Campus kann man in ca. 25 Minuten laufen, aber zum Transport später mehr. Zum Einkaufen sind auch Möglichkeiten vor Ort das etwas schickere und teurere Whole Foods ist ca. 4 Minuten die Straße hoch und der Pick’N’Save ca 12 Gehminuten, dieser ist auch deutlich freundlicher für das Portemonnaie. Unterhaltung ist auch geboten, denn rund um Kenilworth sind einige Bars, die man in unter 4 Minuten erreicht, ebenso wie einige “Restaurants” und vor allem Schnellimbisse (Ian’s, Mad Chicken), die auch noch nach 22:00 Uhr geöffnet sind. Außerdem sind die Kenilworth Apartments recht gut an die Buslinien angebunden und man kommt recht gut in die Innenstadt oder zum Fiserv-Forum. Für den Transfer in die Uni können die Busse auch genutzt werden, da fast jede Linie von Kenilworth nach Norden zur Uni fährt. Zusätzlich gibt es einen Shuttle von der Uni. Dieser fährt jedes University Housing an und danach zur Uni und wieder zurück. Die Busse sind unter der Woche recht zuverlässig, allerdings auch zu den Hauptzeiten auch recht voll. Für den Transport aus der Stadt raus ist es schwierig ohne Auto, aber nicht unmöglich, dafür einfach mal Greyhound, Amtrak und Coach USA checken.

3.     Leben und Freizeit

Für sportliche Aktivitäten kann ich im Sommer den Strand empfehlen, der wirklich gut für Beachvolleyball ist. Ansonsten gibt es am Campus das Klotsche-Center (“K”), in dem es einen Pool zum Schwimmen, Racketball, Basketball, Volleyball und Indoor Soccer-Plätze gibt. Außerdem gibt es noch ein Gym mit Cardio Area, wobei man hier nach 16:00 Uhr damit rechnen muss, dass es überlaufen ist. Wer sich lieber in der Natur aufhält, wird bei Outdoor Pursuit findig, welches auch im K sein Büro hat. Bis Oktober kann man auch schön am Lake Michigan joggen oder spazieren gehen, danach wird es durch den Wind dort sehr kalt, aber immer noch schön.

Zum Start des Semesters werden viele “Fall-Welcome-Events” von der Uni angeboten, darunter eine Bootstour durch Milwaukee, ein Baseballspiel von den Brewers und vieles mehr. Die meisten davon sind völlig kostenlos und sehr zu empfehlen, da die Teilnehmer 50/50 Internationals und Freshman sind, findet man schnell bekannte Gesichter oder Leute, mit denen man etwas gemeinsam hat.

Ansonsten hat Milwaukee eine sehr ausgeprägte Bar und Brauerei-Szene zu bieten für alle, die es interessiert. Ich habe mit ein paar Freunden eine Brauereitour bei Lakefront Brewery  gemacht  und  kann diese sehr empfehlen. Man findet wirklich an jeder Ecke eine Bar oder kleine Brauerei, die immer ihren eigenen Charme versprüht. Daneben ist Milwaukee eine Sportstadt. Im Sommer dreht sich alles um die Milwaukee-Brewers, das MLB-Team der Stadt. Ich bin kein Baseball Fan aber würde auf jeden Fall nochmal dorthin gehen, da es echt ein Event ist, welches man gesehen haben sollte. Ab Oktober spielen auch die Bucks wieder, das NBA-Team um Starspieler Giannis Antetekumbo. Die Tickets dafür kann man sich über den Student-Rush für 10-35$ kaufen und es ist jedes Mal aufs neue eine coole Erfahrung. Neben dem Sport hat Milwaukee noch das Harley-Davidson Museum zu bieten, welches einen Besuch wert ist. Meiner Meinung nach ist die Downtown Area, neben dem Public Market, nichts Besonderes und es ist auch nicht viel los.

Einen Trip nach Chicago kann ich hingegen nur empfehlen, insbesondere am Anfang, wenn es noch warm ist oder im Dezember, um den Weihnachtsmarkt dort zu besuchen. Am einfachsten ist es, mit einem Auto nach Chicago zu fahren, man kann aber auch den Zug nehmen, dieser kostet jedoch ca. 40-50$.

Ich würde jedem raten mindestens einmal nach Green Bay zu einem Spiel der Packers zu fahren (NFL) und nach Madison (Wisconsin) für ein College Football Spiel. Insbesondere in Madison ist die Erfahrung und Atmosphäre viel wichtiger als das Spiel und man kann einen Tag diese Faszination erleben.

4.     Alltag und praktische Tipps

Zum Abschluss noch ein paar Kleinigkeiten, die einem das Leben und insbesondere die ersten Wochen sehr erleichtern. Falls ihr euch für Kenilworth entscheidet und keinen Kontakt mit eurem Mitbewohner bekommt, wie ich, kann ich euch empfehlen, einmal den grundlegenden Bedarf für Küche, Bad, Schlafzimmer bei Walmart/ Target (günstige Alternativen) oder Ikea dorthin zu bestellen. Ihr dürft Pakete ab einer Woche vor eurer Ankunft dorthin bestellen und dann wartet alles auf euch, wenn ihr ankommt, was wirklich sehr praktisch ist für Sachen wie Töpfe, Decke/Kissen, Badartikel. Der Walmart ist gut für die Erstausstattung, liegt allerdings in einer Gegend, in der es des Öfteren zu Gewalttaten kommt, auch an der Bushaltestelle direkt davor.

Lebensmittel sind bei Pick’N’Save relativ günstig und dieser ist auch mit dem Shuttle der Uni zu erreichen. Der kürzeste Weg für Lebensmittel ist Whole Foods, die (wahrgenommene) Qualität ist höher, damit aber auch der Preis der Produkte. Ich habe bei Whole Foods meistens nur Fleisch, Hähnchen und ähnliches gekauft, da man bei diesen Produkten in den USA vorsichtig sein sollte. Die bekannten Hypermärkte wie Walmart und Target sind etwas weiter entfernt, Walmart ca. 30-40 Minuten mit dem Bus, und eignen sich daher für den täglichen Bedarf eher weniger.

Mobilfunk ist ein weiteres wichtiges, aber auch undurchsichtiges Thema. Bei der Netzabdeckung muss man sich keine Gedanken machen, anders als in Deutschland. Ich persönlich hatte ein veraltetes Smartphone und habe mich dafür entschieden, vor Ort nach einer Lösung zu suchen. Das würde ich auch anderen mit älteren Handys empfehlen, da meins

z.B. mit AT&T nicht kompatibel war. Wenn man ein eSim fähiges Handy hat, empfehle ich bereits in Deutschland, sich zu informieren und ggf. einen Vertrag abzuschließen, da man ohne Handynummer aus den USA schnell Schwierigkeiten bekommen kann. Auch die Kosten für Prepaid Sim Karten sind deutlich höher, ich habe 40$ pro Monat bezahlt und lag damit im normalen Bereich.

5.     Fazit

Ich kann ein Auslandssemester wirklich jedem ans Herz legen. Es ist eine unfassbare Erfahrung, die man mit nichts wirklich vergleichen kann. Für die persönliche Entwicklung ist es unglaublich wertvoll und auch für den Lebenslauf ist es eine positive Note. Insbesondere im Hinblick auf das Sprachliche sehr zu empfehlen. Ich konnte immer gut Englisch aber das Auslandssemester hat mir sehr geholfen, mich auf die Corporate Welt vorzubereiten, was heute in allen großen Unternehmen ein Muss ist.

Milwaukee als Stadt hat seine guten und schlechten Seiten, wie so ziemlich jede Stadt. Für mich persönlich war es etwas Neues und der Strand im Sommer und der Sport im Herbst/Winter bringt viele Möglichkeiten, das Leben außerhalb der Uni zu genießen.