Auslandssemester in Bologna

Zwei Männer stehen neben einem roten Sportwagen.
Lorenz (li.) und Maximilian (re.) vor dem roten 350 GTV beim Besuch des Lamborghini Werks.

Lorenz Pohl (20) und Maximilian Freitag (22) machen ein duales Studium bei Volkswagen. Sie arbeiten im weltweit größten Komponentenwerk des Konzerns in Kassel. Lorenz ist in der Werkslogistik tätig und Maximilian in der Gießerei. Bei StudiumPlus absolvieren sie den Bachelor-Studiengang Betriebswirtschaft in der Fachrichtung Wirtschaftsinformatik. Zurzeit verbringen die beiden gemeinsam ein Auslandssemester in Bologna (Italien) und berichten hier über ihre Erfahrungen.

Seit September haben wir die einzigartige Möglichkeit, in Italien zu studieren – einem Land, das sonst als Urlaubsparadies gilt. An der Universität Bologna (UNIBO), der ältesten noch aktiven Universität der Welt, verbringen wir unser fünftes Studiensemester. Italien hat uns mit der lockeren Art der hier lebenden Menschen, dem wunderbaren Wetter und nicht zu vergessen der großartigen Küche begeistert.

Bologna selbst strahlt, trotz der tausend Jahre alten Universität, eine Jugendlichkeit und Lebendigkeit aus. Fast ein Viertel der ca. 390.000 Einwohner sind Studenten der UNIBO. Zu unserem Glück pflegt unsere Hochschule in Deutschland eine Partnerschaft mit dieser renommierten Universität. So konnten wir uns über das Erasmus-Programm für internationale Mobilität in der EU bewerben. Im Frühjahr erhielten wir die Zusage und nutzten den Sommer, um uns auf die Zeit im Ausland vorzubereiten. Die Wohnungssuche gestaltete sich als die größte Herausforderung. Einerseits tummeln sich viele Betrüger in diversen Foren und auf unseriösen Plattformen. Andererseits sind Studentenwohnungen mit Auto-Stellplätzen in der Stadt eine absolute Rarität. Doch nach intensiver Suche fanden wir online eine geräumige, möblierte Wohnung mit zwei Schlafzimmern am Stadtrand von Bologna. Die Finanzierung unseres Aufenthalts erfolgt durch die Ausbildungsvergütung, die Erasmus-Förderung der EU und aus Rücklagen.

Sonnenuntergang in Bologna.
Sonnenuntergang in Bologna.

Anfang September begann schließlich unsere Reise. In einem vollgepackten T-Roc Cabriolet machten wir uns auf den Weg in den Süden. Nach 12 Stunden erreichten wir schließlich unsere neue Wahlheimat für die nächsten Monate. In der ersten Woche nach der Ankunft hatten wir zwar noch keine Vorlesungen, dafür standen organisatorische Herausforderungen an. Wir mussten zum Beispiel die italienische Steuernummer „Codice Fiscale“ auf dem Amt beantragen, uns bei der Universität einschreiben und Allerlei für unsere Wohnung besorgen.

Wir hatten auch das Privileg, den weltweit einzigen Produktionsstandort unserer Konzerntochter für Supersportwagen, Lamborghini, zu besuchen. Das Werk liegt von Bologna aus quasi um die Ecke. Es war eine beeindruckende Erfahrung, nicht nur die Fertigung des neuen V12-Hybrids Revuelto und des Huracan zu erleben, sondern auch eine beachtenswerte Sammlung historischer Fahrzeuge im Museum zu bewundern. Besonders faszinierte uns das erste Modell, der 350 GTV, der in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag feiert. Anders als in unserem Heimatwerk in Kassel, wo der Fokus auf Volumen liegt, wird hier nahezu jeder Produktionsschritt in mühevoller Handarbeit durchgeführt. Auch die Vielfalt der Fahrzeuge ist überwältigend – jedes Modell, das am Ende der Produktionsstraße vom Band rollt, ist ein absolutes Unikat.

Ein Hörsaal der historischen Universität UNIBO
Ein Hörsaal der historischen Universität UNIBO

Unser normaler Alltag begann Mitte September mit dem Start der Vorlesungen. Alle Kurse der School of Economics and Management, in die wir eingeschrieben sind, werden auf Englisch unterrichtet. Besonders spannend ist das Fach Project Financing, da unser Dozent direkt aus der Praxis kommt und seinen Unterricht lebhaft und mit vielen Erfahrungsberichten gestaltet. In der Hälfte unserer Kurse herrscht Anwesenheitspflicht, die andere Hälfte ist eigenverantwortlich zu besuchen oder von Zuhause aus nachzuarbeiten.

In den Freistunden zwischen den Vorlesungen lernen wir, trinken Espressi mit Freunden aus verschiedenen Nationen und gehen ins Fitnessstudio. Wenn es morgens nicht mehr für Vorbereitungen reicht, essen wir auch gerne mal außerhalb oder holen uns leckere Panini zum Mitnehmen. Auch das Nachtleben in Bologna ist durchaus erwähnenswert – in einer Stadt mit 85.000 Studenten ist schlichtweg immer etwas los. Studentenevents, geöffnete Bars und Clubs sind hier allgegenwärtig.

Außerdem haben wir als absolute Newbies begonnen, die italienische Sprache per Handy-App zu lernen. Auch dank Gesprächen und Geschehnissen im Alltag sind wir vielleicht noch nicht völlig verhandlungssicher, aber zu Grundlagenkennern vorangeschritten. An den Wochenenden machen wir oft Tagesausflüge in Städte wie Florenz, Mailand oder auch Venedig – so wird unser Aufenthalt nicht nur ein Semester in Bologna, sondern auch eine Rundreise durch Norditalien.

Nach unserem Besuch bei Lamborghini werden wir voraussichtlich noch eine weitere Tochter von Volkswagen, Ducati, besichtigen. Der Hauptsitz des Motorradherstellers befindet sich ebenfalls direkt in Bologna. Wenn wir im Januar unsere Prüfungen und Hausarbeiten abgeschlossen haben, werden wir nach Kassel zurückkehren.

Natürlich essen Lorenz und Maximilian auch Pizza in Italien.
Natürlich essen Lorenz und Maximilian auch Pizza in Italien.