Vilnius / Litauen (2021)
Betriebswirtschaft-Mittelstandsmanagement, 5. Semester, Vilnius Gediminas Technical University, Vilnius
Vorbereitung
Ein Auslandssemester zu machen war schon bereits zu Beginn meines Studiums ein großer Wunsch. Da ich ein duales Studium absolviere, hat sich das 5. Semester hierfür angeboten, denn in diesem Zeitraum müssen Studierende von StudiumPlus Wahlmodule belegen. Es war mir wichtig, in ein Land zu gehen, indem ich vorher noch nicht war. Zur engeren Auswahl gehörte das GEA College in Slowenien und die VGTU in Litauen. Im März 2021 erhielt ich von meiner Koordinatorin eine Rückmeldung, dass ein Platz an der VGTU für mich frei wäre und diesen Platz bestätigte ich ohne großes zögern. Danach mussten viele Dokumente ausgefüllt und unterschrieben werden. Die THM bietet einige Informationsveranstaltungen an, die einen guten Überblick über einzureichende Dokumente und Fristen geben. Neben diesen Informationsveranstaltungen ist es verpflichtend, an einem interkulturellen Training teilzunehmen.
Mitte Mai erhielt ich von der VGTU eine Mail mit einer Liste von angebotenen Kursen in englischer Sprache, Leitlinien für das Bewerbungsverfahren sowie ein allgemeines Informationsblatt für Austauschstudenten. Daraufhin habe ich meine persönlichen Daten und die Kurse, welche ich im Auslandssemester absolvieren wollte, in das Onlinesystem der Uni eintragen und im Anschluss wurde das Learning Agreement erzeugt. Nachdem alle Unterschriften dem Learning Agreement beigefügt wurden, musste man dies in das Onlinesystem hochladen und ich erhielt mein Letter of Acceptance.
Anfang August hat eine Zoom Veranstaltung von der VGTU für Einreisende Erasmus+ Studenten stattgefunden, in welcher Informationen zur Einreise bereitgestellt wurden.
Unterkunft
Ich habe mich dafür entschieden, im Studentenwohnheim zu wohnen. Direkt nachdem ich in Litauen angekommen war, hat mich mein Mentor vom Flughafen abgeholt und wir sind zum Studentenwohnheim gefahren. Die Reise dauerte ca. 20 Minuten mit dem Auto. Alternativ hätte man auch den Bus nehmen können, was ca. 1 Stunde in Anspruch genommen hätte. Das Studentenwohnheim ist ein Wohnheim nur für Erasmus Studenten in Sauletekio Al. 39a. Die Miete hier beträgt 150 Euro. Was zu beachten ist, dass man kein Zimmer für sich allein hat. Ich habe mir das Zimmer sowie die Küche und das Bad mit einer Französin geteilt. Der Hauptcampus der Uni ist ca. 10 Gehminuten von dem Wohnheim entfernt. Das Stadtzentrum erreicht man in ca. 30 Minuten mit dem Bus.
Ich persönlich würde das Studentenwohnheim weiterempfehlen. Dort kann man sehr schnell neue Leute kennenlernen. Man ist nie allein und hat eine Menge Spaß dort. Zu Beginn war es sehr ungewohnt, sich mit einer weiteren unbekannten Person ein Zimmer zu teilen. Nach ca. 1 Woche hat man sich daran gewöhnt und oft bilden sich hier sehr enge Freundschaften.
Studium
Die VGTU hat ein sehr vielfältiges Kursangebot für Erasmus Studenten. Ich studiere BWL und in diesem Bereich habe ich folgende Kurse absolviert:
1.Economics of Human Resource (3 Credits)
2.Negotation in Business (3 Credits)
3.English Language (3 Credits)
4.Lithuanian Language 1 (3 Credits)
5.Complex Project of International Economic Relation (6 Credits)
6.Production Technology and Management (6 Credits)
7.Qualitative Methods for Decision Making (6 Credits)
Zum Glück hatte ich Professoren bekommen, die sehr gute Englischkenntnisse hatten. Ich würde die Kurse 1. bis 6. sehr weiterempfehlen. Der Kurs „Qualitative Methods for Decision Making“ hat meinen Vorstellungen leider nicht entsprochen, da hier Statistik in dem Programm Gretl behandelt wurde. Dies konnte ich der Kursbeschreibung nicht entnehmen.
Ein wesentlicher Unterschied ist, dass der Aufwand an der VGTU während des Semesters deutlich höher ist als an der THM. Hingegen war die Abschlussprüfung am Ende des Semesters mit weniger Aufwand verbunden. Für Module mit 6 Credit-Points hatte ich oft ein Projekt während des Semesters und für die Leistung musste ich Präsentation und Hausarbeit erbringen. Am Ende des Semesters schrieb ich dann die Abschlussprüfung. Für Module mit 3 Credit-Points gab es keine Projekte, sondern nur Zwischen- und Abschlussprüfungen.
Die Vorlesungszeit an der VGTU fing um 8.30 Uhr an und dauerte 95 Minuten je Vorlesungsstunde.
Alltag und Freizeit
Vilnius ist eine sehr schöne Stadt, die viel zu bieten hat. Speziell ein Gang durch die Altstadt mit den vielen Restaurants lohnt sich.
Weitere interessante Sehenswürdigkeiten sind:
-der Hügel der Drei Kreuze (von hier aus hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt)
-Uzupis (ein gemütlicher Stadtteil am Rand der Altstadt)
-Gediminas Tower
-Cathedral Square
Die Preise in Litauen sind im Vergleich zu Deutschland etwas günstiger. Einkaufen war ich meist beim LIDL und dort waren die meisten Preise vergleichbar mit dem deutschen LIDL. Weitere Supermärke sind RIMI, IKI oder MAXIMA. Um einiges günstiger hingegen ist die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. In Vilnius gibt es da zwar lediglich Busse, damit kommt man aber im 7 – 8 Minuten Takt eigentlich überall hin. Für ein Monatsticket zahlt man mit ISIC-Karte nur 5,30 Euro. Auch günstiger ist das Nachleben, vor allem weil man fast nirgends Eintritt zahlen muss.
In Supermärken oder Shoppingcentern konnten leider nur die wenigsten Menschen Englisch sprechen. Die meisten Älteren bieten dann immer noch an, dass sie Russisch sprechen können, was für mich aber eher wenig hilfreich war. Dadurch ergaben sich immer mal wieder lustige Situationen.
Mit seiner Lage bietet sich Vilnius auch für einige Reisen an. Man kommt mit dem Bus günstig (15 Euro) ins ca. 4 Stunden entfernte Riga. Von Riga aus kann man in 4 weiteren Stunden im Bus Tallin erreichen. Darüber hinaus werden von ESN Reisen nach Stockholm und Lappland angeboten.
Mit meiner Mitbewohnerin aus dem Wohnheim bin ich zusammengewachsen, wir hatten viele gemeinsame Kurse in der Uni und auch denselben Freundeskreis. Jede Woche haben wir in der Gruppe verschiedenste Aktivitäten unternommen. Mein persönlich schönster Trip haben wir Anfang Oktober gemacht. Hier haben wir uns mit 9 Leuten einen Ford-Bus gemietet und haben Litauen erkundet.
Gestartet sind wir in Vilnius und unser erster Halt war in Klaipėda. Dies ist die größte Hafenstadt des Landes. Von dort aus sind wir dann auf die Halbinsel Kurische Nehrung mit der Autofähre. Rund 52 km der Kurischen Nehrung gehört zum litauischen Staatsgebiet und hier gibt es eindrucksvolle Dünenlandschaften. Unsere Ferienwohnung war in Palanga, dies ist der größte Kur- und Badeort Litauens. Auf unserem Rückweg haben wir einen Stopp bei den Hill of Crosses gemacht sowie die Stadt Silauliai besucht.
In meinem Auslandssemester habe ich vor allem die litauische Kultur kennenlernen dürfen, aber auch Einblicke in andere Kulturen von Erasmus Studenten (z.B. auf der Türkei oder Frankreich) erhalten. Selbstverständlich sind zu Beginn auch kleinere Missverständnisse in der Kommunikation aufgekommen, welche mit Humor aufgenommen wurden. Eine weitere interkulturelle Erfahrung habe ich in Gruppenarbeiten in der Uni sammeln dürfen. Zum einen beim Bearbeiten sowie beim Präsentieren von Projekten gibt es viele Unterschiede. Wir Deutschen beispielsweise haben eine sehr strukturierte Arbeitsweise. Ich würde sagen, dass ich mich nach meinem Auslandsaufenthalt eher davon überzeugt bin, interkulturelle Begegnungen erfolgreich zu bewältigen.
Fazit
Ich bin froh und dankbar, dass ich die Chance von der THM, Erasmus und meinem Partnerunternehmen (Elkamet Kunststofftechnik GmbH) bekommen habe, ein Auslandssemester an der VGTU in Vilnius zu machen. Litauen ist ein kleines Land, aber hat sehr vieles anzubieten.
Es war sehr spannend, eine neue Kultur kennenzulernen und alleine im Ausland zu leben.
Vor allem die vielen Kontakte, die ich im Auslandssemester gemacht habe, werden mit in Erinnerung bleiben.
